Lean Management bleibt zeitgemäß: Effiziente Prozesse und weniger Materialverschwendung sind nicht nur wirtschaftlich sinnvoll. In Verbindung mit Mitarbeiter*innen, die wissen, was sie tun, hat es auch einen nachhaltigen Effekt auf das Arbeitsklima. Bei KSG ist dafür Anne Heinig zuständig: Lean Management ist ein Querschnittsthema, weshalb sie mit allen Bereichen bestens vernetzt ist. So sorgt sie für reibungslose Abläufe und die Weiterentwicklung der Produktionsorganisation. Im Interview mit pcb-blog.com gibt sie Einblicke in ihren Alltag und erklärt, warum KATA kein Messer ist.
Hallo Frau Heinig, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten. Geben Sie uns doch zu Beginn einen Einblick in Ihren Alltag: Was machen Sie als Lean Managerin genau?
Zusammen mit meinem Kollegen schaue ich mir die Arbeitsabläufe in einzelnen Abteilungen an, um alles Unnötige zu eliminieren. Wir klären dabei keine technologischen Aspekte, sondern kümmern uns um die Organisation und Umsetzung der Verbesserungen. Gemeinsam versuchen wir, mit den Teamleitern Themen zu hinterfragen und nach passenden Lösungen zu suchen. Das können beispielsweise sein: Materialflüsse zu analysieren, um die Bereitstellung und die Abholung rund um die Maschine und deren Abläufe zu verbessern. Da spielt zum Beispiel die Layoutgestaltung von der Aufstellung des Maschinenparks eine wichtige Rolle.
Zusätzlich versuchen wir unseren Bereichsverantwortlichen die KATA-Methode näher zu bringen, damit das geschulte Wissen in den jeweiligen Abteilungen genutzt werden kann. Dieser Begriff stammt aus dem Karate Sport, bei dem die Sportler auch nach einem ganz bestimmten Schema kämpfen und diese Schritte nach längerer Zeit der Anwendung wie auf Autopilot ablaufen. Es ist eine strukturierte Vorgehensweise, um ein Problem zu bearbeiten.
Eine weitere typische Aufgabe sind die morgendlichen Rundgänge im Werk. Bei denen ich die Bereichsverantwortlichen begleite, damit ich täglich „up to date“ bin, um Hindernisse zu sichten und dementsprechend auch schnell zu lösen. Darüber hinaus bearbeiten wir Mitarbeitervorschläge, bei denen unsere Mitarbeiter ihre erlebten und beobachteten Schwierigkeiten wiedergeben und uns dazu eine passende Lösung vorschlagen. Auch bereits umgesetzte Projekte werden kontrolliert. Wir im Lean Management sind oft Schnittstelle zu vielen Bereichen, wenn es darum geht, Problematiken zu beheben.
Lean Management: Von KATA, „5 S“ und anderen Methoden
Sie haben KATA bereits erwähnt. Nach welchen Methoden arbeiten Sie im Lean Management konkret?
Wir verwenden nicht die eine Methode, da wir viele Aspekte verschiedener Methoden in unserer Arbeit mit einfließen lassen. Wir versuchen, dem Lean Management unsere eigene Philosophie zu verpassen, um Arbeitsprozesse zu vereinfachen, damit wir als KSG noch effizienter arbeiten können. Natürlich haben wir gewisse Werkzeuge, nach denen wir handeln.
Alle Werkzeuge richten sich konsequent an die Verschwendungsvermeidung und streben nach kontinuierlicher Verbesserung. Zum Beispiel arbeiten wir daran, die 🖱️ „5 S“-Methode stärker in unseren Arbeitsalltag zu integrieren und somit die Arbeitsplätze und Prozesse nach und nach zu optimieren, damit wir und unsere Kollegen noch effizienter arbeiten können. Zudem nutzen wir gerne die 🖱️ PDCA-Methode.
Sie sind ja jetzt schon eine kleine Weile bei KSG. Auf welche Erfolge sind Sie im Lean Management besonders stolz?
Ich habe 2019 angefangen und wurde vom ersten Tag an herzlich aufgenommen. Sehr schnell wurde ich von den Tagesmeistern dazu gerufen, um dabei zu helfen, Lösungen zu finden bei Problemen, die sich im Produktionsalltag ergeben. Mein Kollege und ich haben in den vergangenen Jahren über 80 KSG-Mitarbeiter nach dem KATA-Prinzip weitergebildet und so das Denken der mittleren Führungsebene mitgeprägt.
Ein aktuelles Beispiel aus der Produktion, auf das ich besonders stolz bin, war unser Projekt zum Materialfluss im Röntgenbohrbereich. Dazu haben wir alte Daten analysiert, um noch besser zu verstehen, wie der Wertstrom unserer Leiterplatten funktioniert. Schlussendlich konnten wir durch die Neuanordnung einiger Maschinen bemerkenswerte Verbesserungen erzielen, bspw. durch kürzere Laufwege und weniger Zwischenstopps. Das reduziert nicht nur Zeit und Kosten, sondern verringert auch die Risiken im Wertstrom.
Im Interview: Anne Heinig – Lean Managerin
Anne Heinig, Jahrgang 1988, ist seit 2019 bei KSG in Gornsdorf. Die Mutter eines Sohnes lebt mit ihrem Ehemann in Chemnitz und hat in der Regionalliga Volleyball gespielt. Heute liebt sie es noch immer, sich zu bewegen und ist beim Radfahren und Wandern viel an der frischen Luft.
Bei KSG habe ich mich bereits nach kurzer Zeit einfach angenommen gefühlt.
Was ist Ihr Selbstverständnis als Lean Managerin? Haben Sie da eine Philosophie?
Ich sehe mich als Schnittstelle zwischen den Bereichen, um Qualität sicher zustellen, Effizienz zu steigern und Kosten zu reduzieren, sowie neue Technologien in den Blick zu nehmen. Ich bin immer im Austausch mit vielen Führungskräften und den Mitarbeitern in der Produktion und weiß daher frühzeitig, wo der Schuh drückt. Das macht mich und meinen Kollegen auch ein wenig zu „Anwälten“ der Produktionsmitarbeiter und ihrer Lernprozesse. Das Ziel ist es immer, alle Prozesse und Werkzeuge so standardisiert und transparent wie möglich zu machen. Das sorgt nicht nur für mehr Effizienz, was der Geschäftsführung gefällt; sondern auch für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz und ein souveränes Arbeiten – und das erleichtert auch den Kollegen an den Maschinen den Alltag und sorgt für ein gutes Betriebsklima.
Das Schöne an meinen Beruf ist, dass kein Tag dem anderen gleicht – jeder Tag gestaltet sich neu.
KSG-Lean Managerin Anne Heinig
Lean Management trifft Nachhaltigkeit – passt das zusammen?
Definition: Was versteht man unter Lean Management?
Lean Management umfasst als Oberbegriff alle Methoden und Denkprinzipien, um eine Wertschöpfungskette effizient gestalten zu können. Zentral sind dabei die Kundenorientierung und Kostensenkung, sodass Werte ohne Vergeudung geschaffen werden.
Was bedeutet Lean Management auf Deutsch?
Die sinngemäße Übersetzung lautet „schlankes Management“.
Lean Management bedeutet ja auch, Überproduktion zu verringern und effizient mit den vorhandenen Ressourcen wie Materialien und Zeit umzugehen. Passen Nachhaltigkeit und „Lean“ zusammen?
Natürlich versuchen wir auch bei unseren Lean Verbesserungen nachhaltig zu denken, es ist ja mittlerweile ein gesamtgesellschaftliches Thema. Zum Beispiel schauen wir, ob wir Ressourcen oder Energie einsparen können. Die klassischen Verschwendungen wie Überproduktion, Ausschuss führen ja maßgeblich zu einem höheren Ressourcenverbrauch und damit zu höheren Kosten. Außerdem machen wir im Rahmen von Wertstromanalysen alle notwendigen Ressourcen wie Material, Maschinen und Mitarbeiter transparent sichtbar. Nur so sind konkrete Verbesserungen möglich. So führt zum Beispiel die Reduzierung der Durchlaufzeit auch zur Verringerung der Maschinenzeit und somit zur Einsparung von Energie.
Welche Trends beschäftigen Sie noch im Lean Management? Was planen Sie für die nähere Zukunft?
Die Digitalisierung ist sicherlich eines der größten Themen, auch schon durch die Herangehensweise im Lean Management. Tatsächlich fangen wir oft analog an, zeichnen mit Stift und Papier auf, damit alle Mitarbeiter die Herangehensweise nachvollziehen können. Digitale Tools können jedoch mit der Zeit viele Prozesse vereinfachen. So sind zum Beispiel die digitale Schichtplanung und -übergabe gerade Werkzeuge, die bei uns konkret in Planung sind.
Priorität hat jedoch die Umstellung auf SAP in unserem Unternehmen. Die vielen hundert Kollegen in der Produktion müssen ein neues System lernen, das bedeutet, dass sie sich erst daran gewöhnen müssen und Begleitung brauchen, bis alles genauso routiniert funktioniert wie zuvor. Das ist viel Aufwand, der sich jedoch lohnt, um effizienter und transparenter zu werden.
Unsere letzte Frage! Wir haben jetzt verstanden, dass Sie in Ihrem Thema voll drin stecken und Lean Management leben. Aber wie sind Sie eigentlich dazu und zu KSG gekommen?
Ehrlich gesagt, hätte ich, als ich 2014 an der TU Chemnitz meinen Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen gemacht habe, selbst nicht damit gerechnet in diesem Bereich zu arbeiten. Ich bin eher durch Zufall zum Lean Management gekommen.
Nach der Uni habe ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Allerdings war ich damit nicht glücklich, da es zu theoretisch war. Ich habe schnell gemerkt, dass ich lieber im Team und praxisbezogener arbeiten wollte. Zum ersten Mal in Berührung brachte mich mein vorheriger Arbeitgeber. Dort war ich eigentlich im Einkauf tätig und habe nach und nach angefangen, Lean Management Prinzipien zu adaptieren. Irgendwann kam der Punkt, nach meiner Mutterschaftspause, an dem ich mich neuen Herausforderungen stellen wollte: Da stieß ich durch Zufall auf die KSG. Nun leite ich das Lean Management und freue mich jeden Tag aufs Neue, praxisnah zu arbeiten und auftretende Probleme im Team anzupacken.
Und das klappt wirklich alles so reibungslos? Der Vorgesetzte von Anne Heinig kann das nur bestätigen:
„Erfolgreiches Lean-Management bedeutet, bei komplexen Zusammenhängen mit zugänglichen Methoden gute Lösungen zu entwickeln. Die strukturierte und geduldige Arbeitsweise unserer Kollegin Anne Heinig trägt nachhaltig zu Performance-Verbesserungen bei KSG bei.“
Robert Jungk, Leiter Operations bei KSG
Fazit: Für KSG ist Lean „Chefinnen-Sache“
Die Lean Managerin Anne Heinig macht vor, wie Lean Management funktioniert: Als modernes Querschnittsthema, das eine enge Vernetzung aller Mitarbeiter bedarf – ob nun in Führungsverantwortung oder der Produktion. Neben der Theorie braucht es dabei Durchhaltevermögen und den Blick für die Bedürfnisse der Kollegen. Nur so wird das Konzept von Lean Management auch wirklich gelebt und sorgt – wie bei der KSG – für kontinuierliche Verbesserungen.
Ist Ihr Unternehmen auch „lean“? Tauschen Sie sich aus mit uns! Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.